Sprachaufnahmen mit dem iPad – aus dem Homeoffice in die Livesendung
Mit einem iPad und einer geeigneten App können Radiojournalisten aus dem Homeoffice in Studioqualität über das Internet an Livesendungen mitwirken – und dabei vorhandenes Equipment nutzen. Das Bild zeigt ein komplettes Setup für eine solche Liveschaltung. Für die Sprachaufnahmen mit dem iPad wird hier ein dynamisches Reportermikrofon MD 421 benutzt.

Sprachaufnahmen mit dem iPad – dynamisches Mikrofon plus Kopfhörer
Das Mikrofon ist an einem stabilen Stativ in einer Mikrofonspinne befestigt, dazu werden Kopfhörer getragen. Je nach Qualität des Mikrofons und den Eigenschaftes des Raumes sind mit dieser Konfiguration im Vergleich zu einfachen Headsets die klanglich besten Resultate bei der Sprachaufnahme und Sprachübertragung möglich. Denn geeignete dynamische Mikrofone nehmen wegen der sogenannten Nieren-Charakteristik der Mikrofonkapsel nur wenig Raumklang auf. Die Kugel-Charakteristik der einfachen Headset-Mikrofone führt dagegen zu deutlich mehr Raumklang und Nebengeräuschen.

Für professionelle Sprachaufnahmen mit dem iPad aus dem Homeoffice ist das Sennheiser MD 421 sehr gut geeignet. Es handelt sich dabei um ein klassisches Reportermikrofon, das seit seiner Einführung im Jahr 1960 für Sprachaufnahmen genutzt wird, aber auch immer noch in Tonstudios bei der Musikproduktion zum Einsatz kommt.
Vorverstärkung benötigt
Kaum zu glauben: die großen, schweren dynamischen Tauchspulenmikrofone liefern ein etwa zehnfach schwächeres Signal als die winzig kleinen Kondensatormikrofone in den mitgelieferten Headsets. Deren Signale können direkt von iPads, MacBooks und iMacs weiterverarbeitet werden. Bei dynamischen Mikrofonen aber muss ein externer Mikrofonvorverstärker das Signal zunächst um rund 25 dB verstärken.
Sprachaufnahmen mit dem iPad – vorhandenes Aufnahmegerät nutzen
1 – Als Mikrofonvorverstärker
Statt einen speziellen Verstärker neu anzuschaffen, kann dafür ein vorhandenes Aufnahmegerät benutzt werden. Das dynamische Mikrofon wird am Eingang „Mic/Extern“ angeschlossen. Dann wird das Aufnahmegerät in Stellung „Record“ gebracht, die „Record“-Anzeige beginnt nun rot zu blinken. In diesem „Pause-Modus“ liegt das verstärkte Signal nun am „Kopfhörerausgang/Line out“ an.
Den Ausgangspegel regelt man über die Kopfhörerlautstärke, den Eingangspegel über die Eingangsempfindlichkeit. Beide Werte liegen bei der gezeigten Kombination aus Tascam DR-05 und Sennheiser MD421 etwa im mittleren Bereich.
2 – Als Mikrofon
Für den Fall, dass am Mikrofoneingang kein externes Mikrofon angeschlossen wird, lassen sich auch die eingebauten Mikrofone für die Sprachaufnahmen mit dem iPad nutzen. Statt des dynamischen Mikrofons wird dabei einfach das Gerät am Mikrofonstativ angeschraubt. Im Gegensatz zum MD 421 nehmen diese eingebauten Mikrofone allerdings wegen ihrer Kugel-Charakteristik sämtliche Geräusche im Raum auf und sind insgesamt empfindlicher als das Tauchspulenmikrofon. Den Eingangspegel wird man in diesem Fall deshalb wesentlich niedriger einstellen. Als Notlösung ist diese Methode dem einfachen Headset immer noch deutlich überlegen. Im Menü des Aufnahmegeräts sollte man in beiden Fällen den Aufnahme-Modus „Mono“ wählen.
Splitbox
Für das Ausgangssignal des improvisierten „Mikrofonverstärkers“ steht am iPad (MacBook/ iMac) jetzt nur eine einzelne, sogenannte „TRRS“-Audiobuchse zur Verfügung. Diese 4-polige Buchse – äußerlich nicht von einer normalen 3-poligen Kopfhörerbuchse zu unterscheiden – fungiert als Ein- und Ausgang. Dort wird das Stereo-Kopfhörer-Signal des Geräts ausgegeben, gleichzeitig kann ein externes Mikrofon angeschlossen werden.

Benutzt man mitgelieferte oder kompatible Headsets, erkennen iPad & Co selbst, dass eine solche Kombination aus Kopfhörer plus Mikrofon angeschlossen ist. Möchte man aber Mikrofon und Kopfhörer getrennt anschließen – oder eine professionelle Hör-Sprech-Kombination oder ein Gaming-Headset benutzen – muss zunächst eine geeignete Schaltung dafür sorgen, dass die Signale in diesem Fall vom iPad richtig erkannt und weitergeleitet werden.

Den dafür benötigten analogen „iPad-Splitter“ kann man selbst herstellen – wofür ein kleines Gehäuse, einige Bauteile und etwas Erfahrung mit dem Lötkolben notwendig sind. Das Prinzip dieser Splitbox zeigt das Schaltbild.
Rechts oben wird über einen dreipoligen 3,5mm-TRS-Klinkenstecker der Kopfhörer angeschlossen, rechts unten mit einem zweiten Stecker das Mikrofon. Auf der linken Seite sieht man den vierpoligen TRRS-Stecker, der zum iPad führt. Von dort wird das Kopfhörersignal (grün+rot) zur oberen rechten Buchse für den Kopfhöreranschluß geführt. An Anschluss 4 des linken Steckers wird das Mikrofonsignal M+ (orange) in das iPad eingespeist. Dieser Eingang wird vom iPad (MacBook/iMac) nur als Mikrofoneingang geschaltet, wenn dort über dem Widerstand R ein definierte Gleichspannung abfällt. Der Kondensator C trennt diese Gleichspannung vom Mikrofonsignal M+, das an der rechten unteren Buchse eingespeist wird.


In nächsten Teil wird gezeigt, wie sich ein solches kleines Gerät selbst herstellen läßt.